Schwule entdecken ihre Geschichte(n) – unter dieses Motto könnte man die Nominierungen für die Lambda Literary Awards 2019 in der Kategorie „Gay Fiction“ stellen. Immerhin befassen sich vier der acht ausgewählten Romane mit historischen Stoffen. Das wird ein spannender Lesemarathon bis zum 3. Juni, denn dann werden die Preisträger der insgesamt 24 Kategorien verkündet.
Zum 31. Mal werden die Preise der Lambda Literary Organisation vergeben, die damit die besten queeren Bücher des vergangenen Jahres (nach Meinung der Jury) auszeichnet. In Zeiten des gesellschaftlichen Rollbacks ist es notwendiger denn je, das queere Menschen und ihre Geschichte sichtbar bleibt oder vielleicht überhaupt das erste Mal sichtbar wird. Wie im vergangen Jahr möchte ich die Nominierungen in der Kategorie „Gay Fiction“ hier auf regalreise.de vorstellen. Für meine Frühjahrslektüre ist also gesorgt. Damit Ihr wisst, was Euch hier in den nächsten Wochen bis zum Sommer erwartet, folgen die nominierten Titel in der Übersicht (die Reihenfolge habe ich von der Lambda-Seite übernommen, alphabetisch nach Titel geordnet)
- John R. Gordon: Drapetomania, or the Narrative of Cyrus Tyler and Abednego Tyler, Lovers
- Édouard Louis: History of Violence (dt.: Im Herzen der Gewalt)
- Joseph Cassara: The House of the Impossible Beauties
- Joshua Whitehead: Jonny Appleseed
- Martin Duberman: Luminous Traitor – The just and daring life of Roger Casement : A biographical novel
- Patrick Nathan: Some Hell
- Uzodinma Iweala: Speak No Evil
- David Jackson Ambrose: State of the Nation
Nach der ersten Durchsicht der Titel fällt auf, dass vier Romane (»Drapetomania«, »Luminous Traitor«, »State of the Nation« und »The House of Impossible Beauties«) sich historischen Stoffen zuwenden, vier Romane eher in der Gegenwart angesiedelt sind. Drei Bücher beschäftigen sich mit der Situation von Schwarzen in den USA, ein Buch erzählt die Geschichte eines Indigiqueer, ein Buch zeichnet das Leben eines irischen Unabhängigkeitskämpfers nach.
Bereits im letzten Jahr war Édouard Louis nominiert, damals mit seinem Debüt. Diesmal ist er mit seinem zweiten Roman »History of Violence« (frz. Original: »Historie de la violence«) auf der Liste. Er ist einer der beiden Romane, die bislang in deutscher Übersetzung vorliegen. »Im Herzen der Gewalt« erschien bei uns 2017 in der Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel. Joseph Cassaras Debüt »The House of Impossible Beauties« soll am 11. April 2019 in der deutschen Übersetzung von Stephan Kleiner unter dem Titel »Das Haus der unfassbar Schönen« erscheinen. Hierzulande dürften auch die Autoren Uzodinma Iweala und Martin Duberman bekannt sein: Iweala durch seinen Roman »Beasts of no Nation« (dt.: »Du sollst Bestie sein!«), Duberman durch seine Arbeiten als Historiker.
Es ist also eine diverse, im besten Sinne »queere« Auswahl, die auf interessante Lesestunden hoffen lässt. In diesem Sinne: Wir lesen uns!
Korrektur (31. März 2019): In der ersten Fassung hieß es, dass bislang nur ein Buch von der Liste in deutscher Übersetzung vorliegt.
[…] »This Is How It Begins« ist für die Lammys 2018 nominiert. […]